Siebträger – Die Geschichte der Siebträger

Siebträger – Historisches

Kaffee trinken wir in Deutschland schon seit einigen hundert Jahren – so um 1673 eröffnete damals das erste Kaffeehaus „Schütting“ in Bremen. Die Kaffeezubereitung damals war relativ simpel: die gerösteten, gemahlenen Samen der Kaffeekirsche wurden in Wasser gekocht - fertig. Bis zu heutigen, technisch ausbalancierten und ausgefeilten Brühtechnik war es noch ein langer Weg.

Gegen Ende des 19. Jahrhunderts nahm die Entwicklung von Kaffeemaschinen dann Fahrt auf. Wenig überraschend fällt das in die Zeit vieler technischer Innovationen, der Zeit der industriellen Revolution, der großen Erfindungen.

1884 wurde das erste Patent einer Espressomaschine in Italien von Angelo Moriondo eingereicht. Ihm ging es für sein Kaffeehaus vor allem um eine Technik, die eine geringere Brühzeit hatte als der damals übliche Filterkaffee. Obwohl seine damalige Erfindung mithilfe eines großen Wasserkessels das Wasser mit viel Druck durch das Kaffeemehl zu pressen, seitdem vielfach verfeinert, verändert und verbessert wurde, gilt er doch bis heute als der Erfinder der Espressomaschine.

Die Namen, die in den folgenden Jahren im Zusammenhang mit Espressomaschinen auftauchen sind deshalb so beachtenswert, weil es Namen sind, die wir noch heute wieder treffen, wenn wir im Internet nach Herstellern von Espressomaschinen suchen.

Dazu gehört zum einen Luigi Bezzera, der 1901 ein Patent für seine „Tipo Gigante“ Maschine anmeldete. Er verkaufte dieses Patent anschließend zwar an Desiderio Pavoni, hat mit diesem aber weiter zusammen gearbeitet bis zur Entwicklung der „Pavoni Ideale“. Wesentliche Bausteine und Meilensteine in der Entwicklung der Siebträgermaschine finden sich am damaligen Exemplar von Pavoni bereits wieder: der Siebträger, Dampfdüsen und Sicherheitsventile. 


Immer stärker beschäftigen sich die Kaffeeliebhaber mit der Frage, wie man durch eine feine Abstimmung zwischen Druck, Temperatur und kurzer Brühzeit wohl zum besten Espresso kommt. 

Kaffeemaschinenprofis-Giessen-Siebtraeger-Historie-8

In den 20er Jahren des 20. Jahrhunderts entstehen so nach und nach Unternehmen wie La Marzocco oder Rancilio, die noch heute bekannt sind für die Produktion feiner italienischer Espressomaschinen. 1933 dann hat Alfonso Bialetti die revolutionäre Idee einer Mokka Express, mit der ab diesem Zeitpunkt auch zu Hause wunderbarer Espresso gebrüht werden konnte.

Kaffeemaschinenprofis-Giessen-Siebtraeger-Historie-11

Die nächste bahnbrechende Innovation brachte dann Giovanni Achille Gaggia 1938 mit seinem zweiteiligen Kessel und seinem federunterstützten Schraubkolben, der mittels eines Hebels betrieben wurde und einen Druck von 8 bis 10 bar zustande brachte. In Produktion gehen konnte er mit seiner Handhebelmaschine allerdings erst nach dem Ende des II. Weltkrieges im Jahr 1948, schaffte es damit aber erstmals eine richtig ansehnliche Crema auf den Espresso zu zaubern. Einziger Knackpunkt: die Maschine musste per Hand bedient werden und verlangte ordentlich Muskelkraft, nur dann war der Druck ausreichend und damit auch der Espresso mit der leckeren Crema versehen.

In den 60er Jahren ist es dann Ernesto Valente, der die nächste bedeutende Entwicklung auf den Markt bringt: die „Faema E61“ – diese Espressomaschine hatte eine Pumpe, die den Druck von 9 bar über den gesamten Brühprozess hinweg halten konnte. Damit war es erstmals gelungen, einen richtig guten Espresso konstant anbieten zu können.

Der nächste Meilenstein wird wieder durch La Marzocco 1970 gesetzt, als sie eine Maschine mit einem Dual Boiler entwerfen, mit dem erstmals Heißwasser und Dampf unabhängig voneinander produziert werden können.

Bis zu diesem Zeitpunkt finden wir Espressomaschinen lediglich in Kaffeehäusern, denn noch sind sie groß und laut, doch der Einzug in unsere Küchen ist dann nicht mehr aufzuhalten, immer weiter wird das Prinzip der Espressomaschine verfeinert und „verkleinert“ bis 1975 Gaggia ihre „Gaggia Baby“ auf den Markt bringt, die als die erste wahre Espressomaschine für den Privathaushalt bezeichnet werden kann.

Dem Ehrgeiz eines Schweizer Ingenieurs ist es zu verdanken, dass wir seit Mitte/Ende der 80er Jahre einen Espresso auch auf Knopfdruck beziehen können. Bei der Reparatur einer Espressomaschine kam Arthur Schmed (späterer Mitgründer von Saeco) auf die Idee, dass es doch wunderbar wäre, einen Espresso einfach so, auf Knopfdruck zu bekommen und machte sich an die Entwicklung eines Kaffeevollautomaten.

Heute finden wir beide Varianten verbreitet, es gib sowohl die Liebhaber der klassischen Espressomaschine, die auf zu viel moderne Technik gerne verzichten. Auf der anderen Seite gibt es auch viele Freunde des Kaffeevollautomaten, der auf Knopfdruck unterschiedlichste Kaffeespezialitäten liefert – auch wenn ich keinerlei Barista-Kenntnisse habe.